Inner Circle.
Hallo im Januar!
Club Treffen - Live Call
am 15.1.2024
Link findet ihr unten.
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Folien Zukunft und Sorge
Folien Würde
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Inner Circle - Live Call
Cornelia Mooslechner-Brüll lädt Sie zu einem geplanten Zoom-Meeting ein.
15. Januar 2024
Uhrzeit: 18:30-19:30
Beitreten Zoom Meeting
https://us02web.zoom.us/j/86865577062
Meeting-ID: 868 6557 7062
Heidegger über Sorge und Fürsorge
Dr.in Cornelia Mooslechner-Brüll
Das Konzept der Sorge, wie es Martin Heidegger formuliert, verlangt eine differenzierte Auseinandersetzung, da es nicht nur eine theoretische Herausforderung darstellt, sondern auch die existenziellen Grundfragen des menschlichen Lebens berührt. Die Sorge bildet dabei das Fundament des Daseins, wie Heidegger in seiner Philosophie herausarbeitet. Sie umfasst nicht nur den Bezug zur eigenen Endlichkeit, sondern auch die Art und Weise, wie Individuen mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen interagieren. Heideggers Ansatz erfordert eine Betrachtung des Lebens, die über das Alltägliche hinausgeht und die Existenz als Ganzes in den Blick nimmt.
Heidegger definiert die Sorge als grundlegende Seinsweise, die das Dasein kennzeichnet. Dabei unterscheidet er zwischen der vorlaufenden und der besorgenden Sorge. Die vorlaufende Sorge konfrontiert uns mit der Endlichkeit des Lebens und fordert dazu auf, ein authentisches Dasein zu führen. Diese Authentizität ergibt sich aus der bewussten Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben und dem aktiven Gestalten des eigenen Weges. Die zentrale These Heideggers lautet: Ein gelingendes Leben setzt voraus, dass wir uns mit unserer Sterblichkeit auseinandersetzen und unser Dasein in dieser Perspektive entwerfen.
Ein prägnantes Beispiel verdeutlicht die Bedeutung dieser Perspektive: Ein Mensch, der einen sicheren, aber wenig erfüllenden Lebensweg verlässt, um eine Leidenschaft zu verfolgen, setzt die Einsicht der vorlaufenden Sorge in die Praxis um. Solche Entscheidungen erfordern Mut und ein tiefes Bewusstsein für die eigene Verantwortung, sich nicht bloß den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen, sondern selbstgewählte Wege zu beschreiten. Dies steht im Zentrum von Heideggers Verständnis eines authentischen Lebens.
Neben der vorlaufenden Sorge beschreibt Heidegger die besorgende Sorge, die den Umgang mit der Welt und die Fürsorge für andere Menschen umfasst. Diese Dimension zeigt sich in alltäglichen Handlungen und Interaktionen. Hierbei wird deutlich, dass Dasein immer auch ein Mitsein ist – das Leben in der Gemeinschaft und die Verantwortung für Mitmenschen sind untrennbar mit dem eigenen Dasein verbunden. Dies hebt die Notwendigkeit hervor, sich aktiv in die Welt einzubringen und die Verbindungen zu anderen zu pflegen.
Dennoch warnt Heidegger vor einer einseitigen Fixierung auf das Zukünftige. Ein Leben, das ausschließlich von Sorgen um das Kommende bestimmt wird, läuft Gefahr, die Gegenwart zu verfehlen. Heideggers Betonung des „Erlebens“ – des bewussten Seins im Hier und Jetzt – weist auf die Bedeutung hin, die Augenblicke des Daseins wertzuschätzen. Dieser Gedanke lässt sich auch mit Ansätzen aus der chinesischen Philosophie in Einklang bringen, die den Prozess – das Werden – über das Erreichen eines Ziels stellen. Dies ermutigt dazu, den Moment als wertvoll an sich zu erkennen und nicht bloß als Mittel zu einem Zweck.
Die Auseinandersetzung mit Heideggers Konzept der Sorge zeigt, wie essenziell es ist, eine Balance zwischen den verschiedenen Dimensionen des Lebens zu finden. Die Sorge um die Zukunft darf nicht die Wahrnehmung der Gegenwart verdrängen, und die Fürsorge für andere muss mit der Wahrung der eigenen Authentizität einhergehen. In einer von Hektik und gesellschaftlichen Erwartungen geprägten Zeit besteht die Herausforderung darin, innezuhalten und das eigene Dasein bewusst zu reflektieren. Diese Reflexion kann eine Orientierung bieten, um in einer komplexen Welt ein sinnhaftes und verbundenes Leben zu gestalten.
Heideggers Philosophie bietet keine einfachen Antworten, doch gerade diese Offenheit macht ihren Wert aus. Die Momente des bewussten Seins – das einfache Dasein im Augenblick – sind der vielleicht größte Gewinn eines Lebens, das sich auf die Sorge einlässt. Sie verbindet das Individuum mit seinem eigenen Sein und mit der Welt, indem sie sowohl die Herausforderung als auch die Möglichkeit eines authentischen Lebens sichtbar macht. In diesem Sinne bleibt Heideggers Konzept der Sorge eine Einladung, den Mut zur Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Lebens zu finden und daraus Orientierung für die eigene Existenz zu gewinnen.
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